Greenfield 2007, The Offspring, Bad Religion und Nofx

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konzertberichte

the offspring, bad religion und nofx

greenfield festival, interlaken, 2008


Punk is dead? Nicht am Greenfield 2008!

Wer hört denn noch Punkrock? Punkrock war in den 60er und 70er Jahren. Streetpunk, Melodicpunk, Kommerzpunk...wie auch immer. Obwohl das Flämmlein der  Begeisterung für Punkmusik immerwieder flackert, wird es nicht erlöschen. Dafür sorgen vor allem die Künstler, auf welche die Organisatoren des Greenfield dieses Jahr gesetzt haben. Grössen wie Die Ärzte im deutschsprachigen Raum, aber vor allem Nofx, Millencolin oder The Offspring gehören zum Fundament des modernen Punkrocks. Immer Mal wieder wird aus dem Flämmchen ein loderndes Feuer, wie es z.B. von Green Day wieder entfacht wurde – aber ohne die jungen Bands, die in Garagen und „Notfallübungsräumen“ Gas geben, ohne die älteren kleinen lokalen Punkrockbands, die den Durchbruch immer noch nicht geschafft haben und wohl nie schaffen werden, ohne die halbwegs erfolgreichen überregionalen Bands (Snitch, AF etc.) und eben ohne diese Punkrock- Grössen und –Ikonen wäre der Punkrock tatsächlich tod. Wenn gleich so viele Edelpunkrocker während drei Tagen die Interlakener Bergweltidylle erschüttern, dann kann das nur noch durch eines getoppt werden: Ein kurzfristiges Engagement von Bad Religion als Linkin Park Ersatz (Gitarrist krank).


The Offspring

Am Freitag wollten die Veranstalter mit einigen harten Metalbands gleich Mal zeigen, dass man sich am Greenfield weiterhin klar von den restlichen grösseren Openairveranstaltern abheben möchte. In Sachen Rock gilt wohl Greenfield>Gampel>St. Gallen>Gurten>Paleo. Jedenfalls bietet das Greenfield weiterhin einen gelungenen Mix aus Rockmusik für Junge (warum hast du das getan?) und Junggebliebene. – Sicher auch für Jungesellen! Eine Band wie The Offspring passt so gut auf die Greenfieldzielgruppe wie eine Oil of Olaf-Werbung während Gute Zeiten Schlechte Zeiten. Zur Frage vom Rockstar Magazin „Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn man in die erste Reihe blickt, und die Kids dort könnten deine Söhne und Töchter sein?“ meint der Ü40 Sänger Dexter Holland: “Das könnten sie wirklich, wenn du weißt, was ich meine“. Die etablierten Punkrockbands werden immer älter und ihre Musik ändert sich kaum. Ist dieser Stillstand positiv zu werten? – Musikalisch vielleicht nicht. Sie sind sich treu geblieben heisst es dann, und das ist was die Fans wollen. Egal, ob ein Dexter Holland jetzt zur Selbstbestätigung Marathons läuft und einen Doktortitel in Molekularbiologie anstrebt – Hauptsache die Musik bleibt dieselbe. Und wenn dann an einem Konzert auf die Ahh ahh- und Ohh ohh-Songs untermalt mit eingängigen Riffs eingestimmt werden kann, ist ein Offspring Fan glücklich. Perfekt für eine Party, welcher der Song „Self Esteem“ die Krone aufsetzte. Nicht nur die Musik, auch die Texte haben nichts an Aktualität verloren. Jedenfalls musste ich bei der Passage „...The more you suffer, the more it shows you really care“ sofort an die Schweizer Fussball Nationalmannschaft denken – und an die Italienische.






Bad Religion

Die Nachricht, dass Linkin Park abgesagt hat, verbreitete sich schon früh am Sonntagorgen wie ein Lauffeuer. Dass neu Nofx Headliner am Sonntagabend sein sollen und Bad Religion kurzfristig am Nachmittag einspringen würde, diese Nachricht hingegen drang nicht zu mir durch. Umso überraschter war ich, als ich plötzlich das Bühnenbild erkannte, welches eine grossen Flagge mit dem „New Maps Of Hell-Cover bildete. Es war nicht das erste Mal, das an einem Greenfieldfestival Programmänderungen schlecht oder gar nicht kommuniziert wurden. Für was haben die denn Ansager? Oder denken die Veranstalter, dass sich die Besucher laufend am Infostand updaten?! Jedenfalls war es keine sehr dankbare Aufgabe für Bad Religion. Sänger Greg Graffin nahm es mit Humor. „We are Linkin Park. It’s great to be here!”. Dann gings los, gleich mit einem Überhit der Kalifornier, nämlich mit „21 Century Digital Boy“ und da tauchte auch schon Fat Mike von Nofx auf der Bühne auf um beim zweiten Refrain ins Mikrofon zu grölen. Es standen somit die Plattenlabel Besitzer von Fat Wreck Chords und Epitaph (Gitarrist Brett Gurewitz) auf der Bühne – was für eine Ehre. Als Bad Religion die Bühne betrat war anstatt einem Begeisterungssturm verhaltener Applaus die Reaktion des Publikums  und auch nun zeigte man sich ignorant. Harte Arbeit war es, die Masse zu begeistern, doch mit Songs wie „New Dark Ages“, „Conquer The World“ und dann vor allem „Come Join Us“ – Welches Offspring ähnliches Mitgröhl Potenzial aufweist und damit wieder mehr Greenfield kompatibel ist als komplexere Songs – gelang es dann doch. Eingeleitet wurde „Come Join Us“ mit den Worten:“The Favourite Three Words Of Every Religion – Including Bad Religion.“. Das Songrepertoir dieser Band ist mittlerweile riesig und wer Bad Religion nicht schon lange kennt, könnte kaum unterscheiden, welche Stücke alt und welche neu sind. Der Sound bleibt der selbe, auch im Hause Bad Religion. Wie schon bei The Offspring erwähnt finde ich das eher positiv, nur denke ich manchmal:“Brauche ich jetzt das neue Album dieser Band wirklich, wenn ich doch schon CD’s im Regal stehen habe, die genau gleich tönen?“. Bei Bad Religion lohnt es sich schon nur wegen den intelligenten Lyrics.


rolf, 17.06.2008




NOFX

Eure Reporterin, genannt Dawn, wurde dazu verdonnert, euch einen Bericht über das NOFX-Konzert am Greenfield Open Air in Interlaken mitzubringen… Recht schwer: Zum einen kenne ich NOFX kaum – Asche über mein Haupt! Ich kenne die Götter des Punkrock nicht…!!!! Desweiteren war ich währenddem zwar mit einem Stück Papier, dafür aber ohne Stift ausgerüstet – Und weshalb?! Euer geliebter Webmaster war auf unerfindliche Weise aufgrund eines Fussballspiels abwesend… Na dann, los!

Klatsch nass aber trotzdem noch aufgeheizt von den „Btstks“, wie es auf dem Plakat im Background geheissen hatte, wartete ich nun schon 40min auf NOFX… Nach Zeitplan würden sie schon seit 10min spielen. Gedanken à la „Ich wusste doch, warum ich die net mag“, quirlten mir durch den Kopf, während ich trotzdem tapfer meinen hervorragenden Zweitrangplatz hinter dem ersten Wellenbrecher verteidigte.
Doch etwas Positives konnte ich ihnen schon vorher abgewinnen: Von sämtlichen Acts an diesem Open Air schienen NOFX doch tatsächlich die einzigen zu sein, welche mit ohne Background auskommen würden (wozu die dann 45min aufstellen mussten, weiss der Himmel…). Keine Monitore, keine Extra-Schweinwerfer… Einzig eine winzige Fahne prangte auf mittlerer Höhe an der Bühnenrückwand. Genauer, die Portugalfarben und in der Mitte davon kurz und bündig ein rundes Emblem: „NOFX“.
20:10 Uhr, eine Viertelstunde zu spät, nun endlich: Die Herren gesellten sich ohne grosses Tamtam auf die Bühne. Auch das wiederum, sehr sympathisch. Die genaue Einleitung ist mir leider entfallen, jedoch war klar: Da rund ein Drittel der Zuschauer nun langsam das Weite suchte, entschuldigte sich Fat Mike höflichst: „I’m sorry, we’re NOT Linkin Park.“
Daraufhin bemerkte El Hefe: „But, we are better than them.” Mike brachte es aber auf den Punkt: „And now, we earn all their money for being the headliners!” Und ab ging die Post. Man binde mir keinen Strick daraus, dass ich nicht weiss, wie die Songs heissen – ich kenne nur deren drei mit Titel. Davon wurden auch alle drei über die 1,5 Std verteilt gespielt – hervorragend nicht? „kill all the white men“, “stickin in my eye” und – wie sollte es auch anders sein, so kurz vor den Wahlen: „murder the government“. Übrigens: NOFX liess ganz offensichtlich nebenbei einfliessen, dass man den „black man“ wählen sollte – was augrund unseres nicht-amerikanischen Bürgertums, wohl nicht viel nützen wird. Überhaupt war der gesamte Auftritt alles andere, als Musikorientiert. Die vier Jungs plauderten wohl mehr, als alle anderen Bands an allen drei OpenAir-Tagen zusammen. Unter anderem wurden wir beschuldigt, Ex? Geschmiessen zu haben – wie sonst konnten wir so ein lahmes Publikum sein?! Als Fat Mike nachfragte, wer denn nun genommen habe, hoben alle ihre Hand. „Jaaaaaaaahhhhh….“, lachte El Hefe dazu nur – übrigens das einzige Wort, welches er für den Auftritt im deutschsprachigen Raum gelernt hatte und so oft wie möglich zu präsentieren versuchte. Er war sich ohnehin nicht sicher, ob er nun in Germany oder Switzerland sei, was ihnen aber auch egal war. Bei der Frage von Mike, wer denn noch eine übrige Pille habe, um sie auf die Bühne zu werfen, hob nur noch ein Herr mit gelben Kopfband die Hand. Ein folgenschwerer Fehler, welcher dieser junge Mann wohl für den Rest seines Lebens nie mehr begehen wird. Bis zum Ende des Openairs wurde er nun als Sinnbild für Drogenkonflikte, - abstürze und andere umöglichen Drogen(un)fälle verwendet. Und wenn wir schon dabei sind: NOFX hassen das Christentum, „nur-halb-Gläubige“ (den richtig Gläubigen hatten sie das Lied mit dem überragendem Text: „All is fine“ gewidmet), und… ach ja: Das Greenfieldpublikum hassten sie auch. Überhaupt waren NOFX nicht sonderlich motiviert. Fat Mike zählte stets tapfer vor, wie viele Songs wir noch bis zum Ende von ihnen ertragen müssten. Und er stellte fest, dass anderthalb Stunden einfach zu lange sind: Eine Stunde Musik wäre genau richtig. Trotzdem waren aber 1,5 Std zu füllen – schliesslich bekommen sie das Geld nur, wenn die ganze Zeit ausgenutzt würde. Apropos Geld: Mit „You have our gold.” beschuldigten sie die Schweiz auf ihre musikalische Weise und El Hefe ergänzte eine zweite Strophe: „But it’s allready sold“. Tja, wie recht er damit hat.
Fat Mike gestand dann nach 20min „Hi, I’am Mike and I’m an Alcoholic“, um das Klischee eines anonymen Alkoholikertreffens perfekt zu machen, wurde er von den anderen Bandmitgliedern mit „Hi, Mike“ begrüsst. Aber ich denke, Fat Mike hatte bis dahin eben leider zu wenig Bier und Co intus. Sein Promille-Stand hatte sich wohl seit dem Bad Religion-Gig wieder regeneriert. Da – zwei Stunden zuvor – torkelte er nämlich noch auf die Bühne, brüllte kurz den Refrain mit und hatte ein riesen Fest…
Allgemein war ich sehr überrascht über die musikalischen Fähigkeiten der Jungs. Aufgrund meiner bisherigen (sehr bescheidenen) Kenntnisse über die Band, hätte ich echt nicht gedacht, dass so viel Talent dahinter stecken könnte… Über Standarts, zu Jazz, nach Klassik und wirklich guten Improvisationen – Respekt! Damit hätte ich echt nicht gerechnet (auch aufgrund der mangelnden Motivation der Künstler hätte ich weniger erwartet). Obschon mich die Akkordeonkünste von Eric Melvin nach dem fünfzehnten „wiederauferstehen“ langsam ermüdeten. Er hatte sich nach dem allerletzten Song die ganze Bühne unter den Nagel gerissen und spielte gute 15min am Stück sämtliche „Ländler“, Walzer und andere, traditionelle Handorgellieder durch. Das Publikum hielt sich tapfer und klatschte ausdauernd mit… Schlussendlich wurde er von der Openair-Kommission persönlich gebeten, endlich abzutreten. Da das EM-Spiel Schweiz gegen Portugal live auf der Hauptbühne übertragen werden sollte – und das lief da schon seit gut 10min.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass ich nicht, wie von Fat Mike versprochen, meine 20ig Lieblingssongs gehört habe. Ausserdem waren NOFX höchst demotiviert und gelangweilt (so dass sie persönlich nach 10min gestanden, dass sie vielleicht doch nicht so gut wie Linkin Park oder die „Btstks“ sind…) – umso mehr freue ich mich auf ein weiteres Konzert von ihnen: Denn auf alle Fälle handelt es sich bei diesen Gigs um etwas besonderes, was man niemals sonst erleben kann. Viel Können, Politik, einfach nur Sch*** und vor allem Improvisationen – Wie wird das Ganze also abgehen, wenn Fat Mike einen anständigen Promille Wert im Blut, El Hefe seine Trompete zweimal mehr zur Hand nehmen und die ganze Band mehr Fun haben wird?!


janine alias Dawn, 16.06.2008


 

konzertfotos von the offspring, bad religion, aber auch von millencolin findest du auf der konzertfotos seite.

 


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