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konzertberichte
the offspring, bad religion und nofx
greenfield festival, interlaken, 2008
Punk is
dead? Nicht am Greenfield 2008
Wer hört denn noch
Punkrock? Punkrock war in den 60er und 70er Jahren. Streetpunk, Melodicpunk,
Kommerzpunk...wie auch immer. Obwohl das Flämmlein der
Begeisterung für Punkmusik immerwieder flackert, wird es nicht erlöschen.
Dafür sorgen vor allem die Künstler, auf welche die Organisatoren des
Greenfield dieses Jahr gesetzt haben. Grössen wie Die Ärzte im
deutschsprachigen Raum, aber vor allem Nofx, Millencolin oder The Offspring gehören
zum Fundament des modernen Punkrocks. Immer Mal wieder wird aus dem Flämmchen
ein loderndes Feuer, wie es z.B. von Green Day wieder entfacht wurde – aber
ohne die jungen Bands, die in Garagen und „Notfallübungsräumen“ Gas geben,
ohne die älteren kleinen lokalen Punkrockbands, die den Durchbruch immer noch
nicht geschafft haben und wohl nie schaffen werden, ohne die halbwegs
erfolgreichen überregionalen Bands (Snitch, AF etc.) und eben ohne diese
Punkrock- Grössen und –Ikonen wäre der Punkrock tatsächlich tod. Wenn
gleich so viele Edelpunkrocker während drei Tagen die Interlakener
Bergweltidylle erschüttern, dann kann das nur noch durch eines getoppt werden:
Ein kurzfristiges Engagement von Bad Religion als Linkin Park Ersatz (Gitarrist
krank).
The Offspring
Am
Freitag wollten die Veranstalter mit einigen harten Metalbands gleich Mal
zeigen, dass man sich am Greenfield weiterhin klar von den restlichen grösseren
Openairveranstaltern abheben möchte. In Sachen Rock gilt wohl
Greenfield>Gampel>St. Gallen>Gurten>Paleo. Jedenfalls bietet das
Greenfield weiterhin einen gelungenen Mix aus Rockmusik für Junge (warum hast
du das getan?) und Junggebliebene. – Sicher auch für Jungesellen! Eine Band
wie The Offspring passt so gut auf die Greenfieldzielgruppe wie eine Oil of
Olaf-Werbung während Gute Zeiten Schlechte Zeiten. Zur Frage vom Rockstar
Magazin „Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn man in die erste Reihe
blickt, und die Kids dort könnten deine Söhne und Töchter sein?“ meint der
Ü40 Sänger Dexter Holland: “Das könnten sie wirklich, wenn du weißt, was
ich meine“. Die etablierten Punkrockbands werden immer älter und ihre Musik
ändert sich kaum. Ist dieser Stillstand positiv zu werten? – Musikalisch
vielleicht nicht. Sie sind sich treu geblieben heisst es dann, und das ist was
die Fans wollen. Egal, ob ein Dexter Holland jetzt zur Selbstbestätigung
Marathons läuft und einen Doktortitel in Molekularbiologie anstrebt –
Hauptsache die Musik bleibt dieselbe. Und wenn dann an einem Konzert auf die Ahh
ahh- und Ohh ohh-Songs untermalt mit eingängigen Riffs eingestimmt werden kann,
ist ein Offspring Fan glücklich. Perfekt für eine Party, welcher der Song „Self
Esteem“ die Krone aufsetzte. Nicht nur die Musik, auch die Texte haben nichts
an Aktualität verloren. Jedenfalls musste ich bei der Passage „...The more
you suffer, the more it shows you really care“ sofort an die Schweizer
Fussball Nationalmannschaft denken – und an die Italienische.
Bad Religion
Die
Nachricht, dass Linkin Park abgesagt hat, verbreitete sich schon früh am
Sonntagorgen wie ein Lauffeuer. Dass neu Nofx Headliner am Sonntagabend sein
sollen und Bad Religion kurzfristig am Nachmittag einspringen würde, diese
Nachricht hingegen drang nicht zu mir durch. Umso überraschter war ich, als ich
plötzlich das Bühnenbild erkannte, welches eine grossen Flagge mit dem „New
Maps Of Hell-Cover bildete. Es war nicht das erste Mal, das an einem
Greenfieldfestival
Programmänderungen schlecht oder gar nicht kommuniziert wurden. Für was haben
die denn Ansager? Oder denken die Veranstalter, dass sich die Besucher laufend
am Infostand updaten?! Jedenfalls war es keine sehr dankbare Aufgabe für Bad
Religion. Sänger Greg Graffin nahm es mit Humor. „We
are Linkin Park. It’s great to be here!”. Dann
gings los, gleich mit einem Überhit der
Kalifornier, nämlich mit „21 Century Digital Boy“ und da tauchte auch schon
Fat Mike von Nofx auf der Bühne auf um beim zweiten Refrain ins Mikrofon zu grölen.
Es standen somit die Plattenlabel Besitzer von Fat Wreck Chords und Epitaph
(Gitarrist Brett Gurewitz) auf der Bühne – was für eine Ehre. Als Bad
Religion die Bühne betrat war anstatt einem Begeisterungssturm verhaltener
Applaus die Reaktion des Publikums und
auch nun zeigte man sich ignorant. Harte Arbeit war es, die Masse zu begeistern,
doch mit Songs wie „New Dark Ages“, „Conquer The World“ und dann vor
allem „Come Join Us“ – Welches Offspring ähnliches Mitgröhl Potenzial
aufweist und damit wieder mehr Greenfield kompatibel ist als komplexere Songs
– gelang es dann doch. Eingeleitet
wurde „Come Join Us“ mit den Worten:“The Favourite Three Words Of Every
Religion – Including Bad Religion.“. Das
Songrepertoir dieser Band ist mittlerweile riesig und wer Bad Religion nicht
schon lange kennt, könnte kaum unterscheiden, welche Stücke alt und welche neu
sind. Der Sound bleibt der selbe, auch im Hause Bad Religion. Wie schon bei The
Offspring erwähnt finde ich das eher positiv, nur denke ich manchmal:“Brauche
ich jetzt das neue Album dieser Band wirklich, wenn ich doch schon CD’s im
Regal stehen habe, die genau gleich tönen?“. Bei Bad Religion lohnt es sich
schon nur wegen den intelligenten Lyrics.
rolf, 17.06.2008
Eure Reporterin, genannt Dawn, wurde dazu
verdonnert, euch einen Bericht über das NOFX-Konzert am Greenfield Open Air in
Interlaken mitzubringen… Recht schwer: Zum einen kenne ich NOFX kaum – Asche
über mein Haupt! Ich kenne die Götter des Punkrock nicht…!!!! Desweiteren
war ich währenddem zwar mit einem Stück Papier, dafür aber ohne Stift ausgerüstet
– Und weshalb?! Euer geliebter Webmaster war auf unerfindliche Weise aufgrund
eines Fussballspiels abwesend… Na dann, los!
Klatsch nass aber trotzdem noch aufgeheizt von den „Btstks“, wie es auf dem
Plakat im Background geheissen hatte, wartete ich nun schon 40min auf NOFX…
Nach Zeitplan würden sie schon seit 10min spielen. Gedanken à la „Ich wusste
doch, warum ich die net mag“, quirlten mir durch den Kopf, während ich
trotzdem tapfer meinen hervorragenden Zweitrangplatz hinter dem ersten
Wellenbrecher verteidigte.
Doch etwas Positives konnte ich ihnen schon vorher abgewinnen: Von sämtlichen
Acts an diesem Open Air schienen NOFX doch tatsächlich die einzigen zu sein,
welche mit ohne Background auskommen würden (wozu die dann 45min aufstellen
mussten, weiss der Himmel…). Keine Monitore, keine Extra-Schweinwerfer…
Einzig eine winzige Fahne prangte auf mittlerer Höhe an der Bühnenrückwand.
Genauer, die Portugalfarben und in der Mitte davon kurz und bündig ein rundes
Emblem: „NOFX“.
20:10 Uhr, eine Viertelstunde zu spät, nun endlich: Die Herren gesellten sich
ohne grosses Tamtam auf die Bühne. Auch das wiederum, sehr sympathisch. Die
genaue Einleitung ist mir leider entfallen, jedoch war klar: Da rund ein Drittel
der Zuschauer nun langsam das Weite suchte, entschuldigte sich Fat Mike höflichst:
„I’m sorry, we’re NOT Linkin Park.“ Daraufhin bemerkte El
Hefe: „But, we are better than them.” Mike brachte es aber auf den Punkt:
„And now, we earn all their money for being the headliners!” Und
ab ging die Post. Man binde mir keinen Strick daraus, dass ich nicht weiss, wie
die Songs heissen – ich kenne nur deren drei mit Titel. Davon wurden auch alle
drei über die 1,5 Std verteilt gespielt – hervorragend nicht? „kill all the
white men“, “stickin in my eye” und – wie sollte es auch anders sein, so
kurz vor den Wahlen: „murder the government“. Übrigens: NOFX liess ganz
offensichtlich nebenbei einfliessen, dass man den „black man“ wählen sollte
– was augrund unseres nicht-amerikanischen Bürgertums, wohl nicht viel nützen
wird. Überhaupt war der gesamte Auftritt alles andere, als Musikorientiert. Die
vier Jungs plauderten wohl mehr, als alle anderen Bands an allen drei
OpenAir-Tagen zusammen. Unter anderem wurden wir beschuldigt, Ex? Geschmiessen
zu haben – wie sonst konnten wir so ein lahmes Publikum sein?! Als Fat Mike
nachfragte, wer denn nun genommen habe, hoben alle ihre Hand. „Jaaaaaaaahhhhh….“,
lachte El Hefe dazu nur – übrigens das einzige Wort, welches er für den
Auftritt im deutschsprachigen Raum gelernt hatte und so oft wie möglich zu präsentieren
versuchte. Er war sich ohnehin nicht sicher, ob er nun in Germany oder
Switzerland sei, was ihnen aber auch egal war. Bei der Frage von Mike, wer denn
noch eine übrige Pille habe, um sie auf die Bühne zu werfen, hob nur noch ein
Herr mit gelben Kopfband die Hand. Ein folgenschwerer Fehler, welcher dieser
junge Mann wohl für den Rest seines Lebens nie mehr begehen wird. Bis zum Ende
des Openairs wurde er nun als Sinnbild für Drogenkonflikte, - abstürze und
andere umöglichen Drogen(un)fälle verwendet. Und wenn wir schon dabei sind:
NOFX hassen das Christentum, „nur-halb-Gläubige“ (den richtig Gläubigen
hatten sie das Lied mit dem überragendem Text: „All is fine“ gewidmet),
und… ach ja: Das Greenfieldpublikum hassten sie auch. Überhaupt waren NOFX
nicht sonderlich motiviert. Fat Mike zählte stets tapfer vor, wie viele Songs
wir noch bis zum Ende von ihnen ertragen müssten. Und er stellte fest, dass
anderthalb Stunden einfach zu lange sind: Eine Stunde Musik wäre genau richtig.
Trotzdem waren aber 1,5 Std zu füllen – schliesslich bekommen sie das Geld
nur, wenn die ganze Zeit ausgenutzt würde. Apropos Geld: Mit „You have our
gold.” beschuldigten sie die Schweiz auf ihre musikalische Weise und El Hefe
ergänzte eine zweite Strophe: „But it’s allready sold“. Tja, wie recht er
damit hat.
Fat Mike gestand dann nach 20min „Hi, I’am Mike and I’m an Alcoholic“,
um das Klischee eines anonymen Alkoholikertreffens perfekt zu machen, wurde er
von den anderen Bandmitgliedern mit „Hi, Mike“ begrüsst. Aber ich denke,
Fat Mike hatte bis dahin eben leider zu wenig Bier und Co intus. Sein
Promille-Stand hatte sich wohl seit dem Bad Religion-Gig wieder regeneriert. Da
– zwei Stunden zuvor – torkelte er nämlich noch auf die Bühne, brüllte
kurz den Refrain mit und hatte ein riesen Fest…
Allgemein war ich sehr überrascht über die musikalischen Fähigkeiten der
Jungs. Aufgrund meiner bisherigen (sehr bescheidenen) Kenntnisse über die Band,
hätte ich echt nicht gedacht, dass so viel Talent dahinter stecken könnte…
Über Standarts, zu Jazz, nach Klassik und wirklich guten Improvisationen –
Respekt! Damit hätte ich echt nicht gerechnet (auch aufgrund der mangelnden
Motivation der Künstler hätte ich weniger erwartet). Obschon mich die
Akkordeonkünste von Eric Melvin nach dem fünfzehnten „wiederauferstehen“
langsam ermüdeten. Er hatte sich nach dem allerletzten Song die ganze Bühne
unter den Nagel gerissen und spielte gute 15min am Stück sämtliche „Ländler“,
Walzer und andere, traditionelle Handorgellieder durch. Das Publikum hielt sich
tapfer und klatschte ausdauernd mit… Schlussendlich wurde er von der
Openair-Kommission persönlich gebeten, endlich abzutreten. Da das EM-Spiel
Schweiz gegen Portugal live auf der Hauptbühne übertragen werden sollte –
und das lief da schon seit gut 10min.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass ich nicht, wie von Fat Mike versprochen,
meine 20ig Lieblingssongs gehört habe. Ausserdem waren NOFX höchst demotiviert
und gelangweilt (so dass sie persönlich nach 10min gestanden, dass sie
vielleicht doch nicht so gut wie Linkin Park oder die „Btstks“ sind…) –
umso mehr freue ich mich auf ein weiteres Konzert von ihnen: Denn auf alle Fälle
handelt es sich bei diesen Gigs um etwas besonderes, was man niemals sonst
erleben kann. Viel Können, Politik, einfach nur Sch*** und vor allem
Improvisationen – Wie wird das Ganze also abgehen, wenn Fat Mike einen anständigen
Promille Wert im Blut, El Hefe seine Trompete zweimal mehr zur Hand nehmen und
die ganze Band mehr Fun haben wird?!
janine alias Dawn, 16.06.2008
konzertfotos von the
offspring, bad religion, aber auch von millencolin findest du auf der
konzertfotos seite.
wer selber gerne reviews schreibt,
kann mir diese gerne mailen an webmaster@punkrock.ch