Millencolin - Interview

home pennywise millencolin nofx die aerzte bad religion blink 182 no fun at all no use for a name

interview III

Vor dem Soundcheck nehmen sich Erik (Gitarre) und Larzon (Drums) ein wenig Zeit, um mit mir ueber ihre Touren und ihre Anfänge vor 10 Jahren zu sprechen.

 
Ihr spielt hier in Schweden die erste Clubtour seit 5 Jahren. Ist das was Besonderes fuer Euch?
Larzon: Absolut, spielt man das "Hultsfred-Festival", ein grosses Festival hier in Schweden, spielen da viele Bands vor einem Riesen Publikum. Bei einem Club Gig ist alles etwas persönlicher, die Leute kommen, um "Millencolin" zu sehen. Und die Nachfrage nach Karten war unheimlich gross bei dieser Tour.

Göteborg z.B. war sehr schnell ausverkauft. Die Leute wollen "Millencolin" hier in Schweden sehen. Warum spielt hier trotzdem so selten?

Erik: Wir haben hier in Schweden von 1994 - 96 so oft gespielt, wie wir konnten. Das waren ca. 200 Gigs. Eigentlich zuviel, die Leute konnten uns fast schon nicht mehr sehen. Dann sind wir in Deutschland getourt, Europa und rund um die ganze Welt. Im Grunde genommen ist Schweden ja nur ein ganz kleines Land, verglichen mit dem Rest der Welt. Darum waren wir damals erstmal daran interessiert, im Ausland zu spielen. Jetzt, wo wir zurueck kommen, ist das Interesse an uns wieder da.

Ausserdem machtet ihr zu "Battery Check" die schwedische Version "E 20 Norr". Bekamt ihr von den Leuten hier ein besonderes Feedback dafuer?

Erik: Absolut! Die Leute waren positiv ueberrascht als das Lied vor 2 Wochen erschien. Es war perfektes Timing, dass das nun zeitgleich mit der Tour rauskam. Wir haben schon des längeren darueber gesprochen, ein Lied auf Schwedisch zu uebersetzen und jetzt haben wir das endlich mal umgesetzt.
Larzon: Wir wurden des längeren schon gefragt, ob wir nicht mal einen Song auf Schwedisch machen könnten. Seit "E 20 Norr" draussen ist, haben wir viele Mails bekommen, in denen die Leute schreiben dass ihnen der Song auf Schwedisch
besser gefällt.

Werdet Ihr den Song auch im Ausland auf Schwedisch spielen?

Larzon: Keine Ahnung. Wenn die Leute das möchten, machen wir das vielleicht, aber im Grunde genommen soll der Song nur ein kleiner Bonus sein, nicht mehr.

Auf dem Video ist am Ende ein kurzes Stueck drauf, wie ihr während eurer "The Big Day Out - Tour 2003" in Australien in Melbourne die Buehne betretet. Ihr spielt vor einem unglaublich grossem Publikum. Wie viele Leute waren im Schnitt da?
Erik: In Sydney waren es 55 000. Insgesamt waren von 35 000 bis zu 55 000 Zuschauer bei jeder Show. Von der Grösse her wie ein Festival, aber es war unsere eigene Show. Wir waren der Headliner.

Wart ihr bei den Gigs besonders nervös, oder seid ihr inzwischen so routiniert, dass ihr mal eben vor 55 000 Zuschauern spielt?

Larzon: Solche Konzerte sind im Grunde so gross, dass man gar nicht begreift, wie viele Leute da sind. Die Buehne ist so riesig und die Absperrung zu den Leuten ist relativ weit weg, so dass man nur Kontakt zu den Leuten ganz vorne bekommt. Alles was hinter den ersten Reihen ist von uns der Buehne aus gesehen nur eine zusammenhängende Masse aus Leuten. Im Grunde ist das so, wie wenn man Flugzeug fliegt. Hoch oben hat man keine Angst, erst wenn man der Erde näher kommt und Einzelheiten erkennt, wird man ein wenig ängstlich.
Erik: Super Vergleich, Larzon!

Also willst du damit sagen, dass man sich auf so ner grossen Buehne, vor 55 000 Zuschauern einsam vorkommen kann?

Larzon: Könnte man so sagen, ich meine, ich spiele Schlagzeug, ich sitze hinter allen. In ner kleinen Location kann ich aufs Publikum schauen, aber auf ner grossen Buehne bin ich froh, wenn ich meine Bandkollegen sehen kann, und mit denen den Kontakt halte.

Was ist der Unterschied in Sydney zu spielen und dann ne kleine Clubtour? Gefällt es Euch ueberhaupt noch in kleinen Locations zu spielen?

Erik: Es ist cool, beides zu spielen. Das ist eine willkommene Abwechslung fuer uns. Natuerlich ist es was besonderes vor einem Riesenpublikum zu spielen aber es wäre auf Dauer langweilig, wuerden wir nur noch grosse Sachen spielen. Es ist wichtig fuer uns zu variieren. Eigentlich ist es lustiger hier zu spielen, wo es seit zwei Monaten ausverkauft ist, denke ich.

Seid ihr Live immer motiviert oder gibt es Tage, an denen ihr euch ein wenig zwingen muesst auf der Buehne abzugehen?

Larzon: Das hängt vom Publikum ab. Wenn man sich muede oder ein wenig krank fuehlt und sieht, das das Publikum abgeht, so wird man davon gepuscht und ist gut drauf. Egal ob man in einem Nest in Nordschweden spielt oder in Sydney.

Was bleibt nach einer Tour mit 40 - 60 Gigs später hängen? Erinnert man sich an einzelne Auftritte oder war es hinterher alles gleich?

Larzon: Wir können uns meistens nicht an einzelne Shows hinterher erinnern, das geht nicht.
Erik: Manchmal spielt man schon noch ein besonders gutes Konzert, dass man sich dann merkt. Alles ist perfekt, Buehne, Licht, Sound. Das Publikum rockt und wir spielen einen Super-Gig. Manchmal ist aber auch mal alles irgendwie schlecht, vom Sound bis zur eigenen Einstellung. Das kann mal passieren.

Ihr habt '99 eine kleine Live-Pause eingelegt, weil ihr Euch ein wenig ausgebrannt gefuehlt habt. Vermeidet ihr jetzt bewusst, dass es nochmal zu so einem Punkt kommt?

Erik: Wir planen unsere Touren jetzt etwas cleverer. Von 94 bis 98 spielten wir die ganze Zeit. Bekamen wir z.B. ne Einladung in die Staaten, flogen wir rueber, sollten wir ne CD einspielen, schrieben wir zwischendurch die Songs. Wir machten alles zu gleich und die ganze Zeit. Irgendwann haben wir dann zum vielleicht 15. Oder 30. Mal in einem Club in den Staaten gespielt. Das war nicht mehr cool, weil sich einfach alles nur noch wiederholt hat. Jetzt lassen wir es ruhiger angehen, weil wir wissen, dass es besser ist z.B. nur 1 Mal im Jahr an einem Ort zu spielen. Das ist lustiger fuers Publikum und fuer uns.

Machen wir einen kleinen Zeitsprung. Als ihr damals 1992 angefangen habt, hattet ihr Idole wie Rancid oder Operation Ivy. Habt ihr damals mal eine Band, die eure Idole waren, supported und das hat euch besonders gepusht?

Erik: Das erste Mal, dass wir mit Idolen gespielt haben, war unsere erste Deutschlandtour. Da waren wir Vorband von Pennywise, 1995, glaub ich.
Larzon: Wir spielten vorher auch schon mit NOFX in Schweden. Damals kauften wir jede Epitaph-Scheibe, die rauskam, weil einfach klar war, dass jede Band auf diesem Label sehr gut war. Als wir dann mit NOFX auf der Buehne standen, fuehlte sich das einfach extatisch an. Unglaublich. Im Laufe der Zeit haben wir dann mit fast allen unseren Vorbildern zusammen gespielt, z.B. Bad Religion, Pennywise oder Descendents.

Was kann man lernen, wenn man mit diese Groessen supported ?

Larzon Vor allem lernt man, seine Songs richtig zu performen. Am Anfang spielten wir nur im Proberaum oder bei kleinen Konzerten. Wir mussten uns auf unsere Instrumente konzentrieren und bewegten uns kaum auf der Buehne. Dann haben wir gesehen, wie es diese Bands live machten. Deshalb konnten wir schnell einen eigenen Stil live entwickeln.

Jede junge Band macht Fehler. Gibt es Dinge, die ihr damals gemacht habt, ueber die ihr heute denkt, dass sie falsch oder peinlich waren?

Erik: Ich denke alles braucht seine Zeit. Als wir anfingen waren wir "Kids". Es war normal, dass wir auf der Buehne rumsprangen wie Idioten oder Lieder schrieben wie "use your nose", was wir heute nicht mehr machen wuerden, aber damals waren wir eben so und das ist ok.

War es eine grosse Umstellung fuer Euch, als die Musik vom Hobby zum Beruf wurde?

Erik: Das war eine langsame Entwicklung, dass man mehr und mehr gespielt hat. Zuerst hat man ein wenig Geld dafuer bekommen, dann soviel, dass man sich erlauben konnte seinen Job zu vernachlässigen und mehr Live zu spielen.
Es hat sich also nicht von heute auf morgen ergeben, sondern sich schrittweise entwickelt. Der Hauptunterschied ist, dass man keine komischen Lieder mehr schreibt, nur so zum Spass oder probt just for fun. Die Songs die man heutzutage macht kommen auf eine CD. Deshalb steht man heutzutage mehr unter Druck.

Als junge Band wuenscht man sich, Rockstar zu sein. Die ganze Zeit auf Tour, viel Alkohol und die ganze Zeit Spass. Läuft es so einfach fuer Euch?

Erik: Auf keinen Fall. Es sind eine ganze Menge Sachen drumherum. Fuer uns ist es ein Ganztagsjob. Wir haben keinen Manager, wir machen alles selbst und das bedeutet eigentlich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Wir mussten uns das erarbeiten, das ging nicht von jetzt auf gleich sondern war und ist harte Arbeit.

Ihr seid auf dem Boden gebleiben, sehr relaxt.Ist es nicht gefährlich im Musikbuisines so nett zu sein?

Erik: Wir versuchen einfach so zu sein, wie wir sind. Nett, offen und ohne bestimmte Attituden. Bisher hat das fuer uns sehr gut geklappt.

Heutzutage seid ihr selbst Vorbilder fuer jede Menge Bands. Unterstuetzt ihr junge Bands irgendwie?

Erik: Wir versuchen so gut wir können z.B. einen guten Rat zu geben oder deren Fragen an uns zu beantworten. Ausserdem hatten wir den "Millencolin-Cover-Contest" auf unserer Homepage. Darauf gab es eine Riesenresonanz. Ansonsten können wir direkt nur einen geringen Bruchteil von Nachwuchsbands unterstuetzen. Als Vorband spielen kann vielleicht eine von 1000 Bands… Ich unterstutze aber unsere lokale Skatescene. Ich habe in Örebro den Skatepark "Brädzentralen" in dem Kids vor allem im Winter fahren können, oder wo Contests stattfinden.

Zu Eurem 10-jährigen gab es die Millencolin-Open. Werden die jetzt regelmässig stattfinden?

Erik: Wir versuchen, den Kontest jetzt jedes Jahr stattfinden zu lassen.

Spielten die Touren in Deutschland eine besondere Rolle in Eurer Karriere?

Erik: Deutschland war immer Super. Das war genau unsere erste Tour im Ausland, 1995, mit Pennywise, die wir da gespielt haben. Deutschland war immer ein zentraler Teil unserer Touren in Europa. Wir mögen es sehr, dort zu spielen.

anderson für www.wasteofmind.de