home | pennywise | millencolin | nofx | die aerzte | bad religion | blink 182 | no fun at all | no use for a name |
Das Interview wurde am 23.09.2000 vor einem Konzert in Weinheim mit dem Sänger Ingemar Jansson, der auch für die Texte von No Fun At All verantwortlich ist gemacht. Die "State Of Flow"-Tour war wie man heute weiss gleichzeitig die Abschliedstour der Schweden |
Zunächst
einmal würde mich interessieren wie eure Band entstanden ist. Wie seid ihr
überhaupt auf die Idee gekommen eine Punkband zu
gründen?
Die Frage kann ich nicht
so genau beantworten, denn ich war nicht von Anfang an in der Band. Die Jungs
haben in unserer Heimatstadt jedenfalls ein Haus zur Verfügung gestellt
bekommen, wo man in Ruhe proben konnte, und damit hat eigentlich alles begonnen.
Mikael Danielsson, unser Bassist, ist der einzige aus der ursprünglichen
Formation, der heute noch in der Band spielt. Auf der ersten Maxi CD „Vision“
hat der Drummer gleichzeitig auch gesungen, aber er hat die Band kurz nach der
Veröffentlichung von „Vision“ verlassen. Ich selbst singe seit 1993 bei No Fun
At All.
Welche Bands
waren eure größten Vorbilder?
Am Anfang waren wir sehr
stark von Bands wie Bad Religion oder Pennywise beeinflusst, aber auch von
älteren amerikanischen Punkbands wie den Dead Kennedys oder Black Flag. Ich
persönlich war in den achtziger Jahren ein großer Dead Kennedys Fan, aber
eigentlich fühlte ich mich nicht wirklich als Mitglied der Punkrockszene. Aus
diesem Grund habe ich zunächst auch mehrmals abgelehnt bei No Fun At All als
Sänger einzusteigen, aber Mikael hat einfach nicht locker gelassen und
irgendwann war ich bereit, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Ich habe die
Punkrockszene also erst dadurch richtig kennen gelernt, dass ich der neue Sänger
von No Fun At All wurde.
Wodurch hat
sich der Kontakt zu eurem Label, Burning Heart Records,
ergeben?
Burning Heart Records war
zu dieser Zeit ein sehr kleines Unternehmen, dass von einem einzigen Mann
geführt wurde. Sein Name ist Peter und wir haben uns damals schon seit vielen
Jahren gekannt. Er hat schon seit längerem dafür gesorgt, dass Bands in unserer
Gegend Auftrittsmöglichkeiten bekamen und er hatte auch schon einige Sampler mit
schwedischen Bands veröffentlicht. Wir waren die zweite oder dritte Band die
eine eigene CD auf Burning Heart veröffentlichte.
Weißt Du ob
es einen bestimmten Grund dafür gab, dass die Band No Fun At All genannt
wurde?
Ich glaube der Name existierte schon bevor es die
Band überhaupt gab. Mikael hat schon immer gerne Musik gemacht und über mögliche
Bandnamen nachgedacht. Er fand wohl, dass sich No Fun At All einfach gut als
Bandname eignet. Als er dann anfing mit anderen Leuten zusammen zu spielen und
man nach einem Namen für die Band suchte, kam er mit seinem Vorschlag an und die
anderen waren einverstanden.
Hast Du eine
Erklärung dafür warum es gerade in Schweden so viele gute Punkrockbands
gibt?
Ich denke dafür gibt es mehrere Gründe. An den
schwedischen Schulen wird man musikalisch sehr gut ausgebildet. Jedes Kind lernt
dort mindestens ein Instrument zu spielen. Außerdem ist es in Schweden relativ
leicht einen Proberaum zu finden oder sich die nötige Ausrüstung auszuleihen, so
dass man sich nicht gleich am Anfang alles kaufen muss. Ein weiterer wichtiger
Grund ist auch, dass einige schwedische Bands, wie z.B. Millencolin,
Satanic Surfers oder wir, es Anfang der neunziger Jahre geschafft haben bekannt
zu werden. Das war für die anderen schwedischen Bands natürlich ein Anreiz
weiterzumachen.
Haben die
verschiedenen schwedischen Bands viel Kontakt
miteinander?
Wir sind ganz gut mit den anderen Bands bei Burning
Heart befreundet und haben auch sonst schon mit sehr vielen schwedischen
Punkrockbands zusammen gespielt. Ich denke schon, dass die meisten schwedischen
Bands ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben.
Gibt es in
Schweden immer noch viele Nachwuchsbands im
Punkrockbereich?
Es gibt meiner Meinung nach eine ganze Menge
Nachwuchsbands in Schweden, die es schaffen könnten bekannt zu werden. Besonders
in der Gegend aus der wir kommen gibt es viele junge Bands die am
herumexperimentieren sind und immer besser werden.
Kannst Du mir
ein paar interessante Nachwuchsbands nennen?
Diesen Frühling, als wir
auf der Flying High Tour spielten, ist bei uns der Schlagzeuger von einer Band
die C.D.O.A.S.S. heißt eingesprungen, da sich unser Schlagzeuger das Bein
gebrochen hatte. Das ist eine wirklich interessante Band. Ich kann nicht genau
beschreiben was für eine Art von Musik sie machen, aber sie ist ziemlich
abgedreht. Die Jungs sind auf jeden Fall klasse Musiker und haben eine Menge
Energie.
Unternehmt
ihr irgendetwas um den Nachwuchs in Schweden zu
fördern?
Wir würden mehr machen
können wenn wir öfters in Schweden spielen würden, aber eigentlich haben wir
relativ wenige Auftritte in unserer Heimat. In den meisten anderen europäischen
Ländern sind wir viel erfolgreicher als in Schweden. Wir verkaufen
beispielsweise 90% unserer CD´s außerhalb von Schweden. Ich glaube das liegt
daran, dass die Leute in Schweden viel anfälliger für irgendwelche Trends sind
als z.B. in Deutschland. Unser Land hat nur 8,5 Millionen Einwohner, da gibt es
nicht so viele unterschiedliche Strömungen. Die meisten Leute orientieren sich
an dem was gerade „in“ ist. In Deutschland kannst du dich heute immer noch für
Hardrock aus den achtziger Jahren begeistern und du wirst damit durchkommen. In
Schweden wäre so etwas nicht möglich.
Wenn wir außerhalb
Schwedens auf Tour sind, sind wir meistens in einem Kleinbus unterwegs, daher
haben wir nicht die Möglichkeit noch eine andere Band bei uns einzuquartieren.
Wenn eine Band mit uns touren will muss sie also dafür sorgen, dass sie ein
eigenes Fahrzeug zur Verfügung hat und so etwas ist für die ganz kleinen Bands
meistens zu teuer.
Jetzt habe
ich einige Fragen zu eurer neuen CD „State Of Flow“. Ich finde, dass sie im
Vergleich zu euren früheren Alben viel rockiger und emotionaler klingt, außerdem
sind die Songs nicht mehr so schnell. Habt ihr euren Stil bewusst geändert oder
hat sich das einfach so ergeben?
Ich glaube es war ein
bisschen von beidem. Wir wollten auf jeden Fall ein Album machen, dass sich von
den anderen unterscheidet. Außerdem waren wir es leid immer nur Hightempo Songs
zu schreiben, wir wollten einfach einmal etwas neues ausprobieren. Das hohe
Tempo unserer früheren Songs hat die musikalischen Möglichkeiten natürlich
beschränkt. Das, was wir auf unserer neuen CD machen wollten, wäre in einem so
hohen Tempo gar nicht möglich gewesen. Die musikalischen Veränderungen hatten
sicher auch mit den Veränderungen im Line-Up der Band zu tun, denn wir haben
einen neuen Gitarristen und Mikael spielt jetzt
Bass.
Welches eurer
Alben magst Du persönlich am meisten?
Ich finde, dass „State Of
Flow“ ein sehr gutes Album ist. Ich mag es wirklich sehr, obwohl ich mir
gewünscht hätte noch etwas mehr Zeit im Studio verbringen zu können, um daran zu
arbeiten. Mein Lieblingsalbum ist aber nach wie vor „No Straight Angels“, was
sicher damit zusammenhängt, dass es unser erstes Full Length Album war und es
einfach ein total cooles Gefühl war, das erste eigene Album in den Händen zu
halten, das sich dazu auch noch ganz gut verkauft hat.
Habt ihr
schon irgendwelche Pläne für ein neues Album?
Nein, eigentlich nicht.
Wir lassen uns momentan wirklich Zeit damit neue Songs zu
schreiben.
Glaubst Du,
dass die zukünftigen No Fun At All Alben wieder in die Richtung gehen werden,
die ihr auf „State Of Flow“ eingeschlagen habt, oder macht ihr euch darüber noch
keine Gedanken?
Das nächste Album muss nicht unbedingt wieder in
diese Richtung gehen, wir lassen das einfach auf uns zukommen. Es ist auch noch
gar nicht sicher ob es überhaupt ein weiteres No Fun At All Album geben wird,
wir haben uns diesbezüglich noch nicht entschieden.
Hat es
finanzielle Gründe, dass ihr euch noch nicht sicher seit ob es ein weiteres No
Fun At All Album geben wird, oder verdient ihr genug Geld mit eurer Musik um
davon leben zu können?
Eine Zeit lang haben wir
nur von dem Geld, das wir mit unserer Musik verdient haben, gelebt, aber
momentan jobben alle von uns noch nebenher. Das ist aber nicht der Grund warum
wir uns noch nicht sicher sind ob es ein weiteres Album geben wird, denn
eigentlich läuft das momentan ganz gut so. Wir wollen im Moment einfach keine
genauen Pläne machen, außerdem waren wir in letzter Zeit ständig auf Tour, von
daher hatten wir gar nicht die Zeit neue Songs zu schreiben oder uns in Ruhe zu
überlegen, wie es mit der Band weitergehen soll. Das wird auch noch eine Weile
so bleiben. In drei Wochen fliegen wir nach Australien und im Dezember werden
wir, wenn alles klappt, in Südamerika touren.
Wie sieht es
bei euch mit dem Songwriting aus? Habt ihr alle dieselben musikalischen
Vorstellungen, oder gibt es manchmal auch
Meinungsunterschiede?
Früher war es meistens
so, dass Mikael uns, wenn wir im Studio waren, neue Songs vorstellte, die fast
komplett fertig waren. Die Band lieferte also nur noch den Feinschliff. Bei den
Songs auf „State Of Flow“ war es aber so, dass Mikael oftmals nur Teilstücke
oder grobe Songideen lieferte, so dass die ganze Band wesentlich stärker in die
Entstehung der Songs einbezogen war als sonst. Wir haben uns zwar nicht
geschlagen (lacht) aber es gab natürlich schon Meinungsverschiedenheiten.
Letztendlich haben wir es aber trotzdem geschafft, die verschiedenen
Vorstellungen unter einen Hut zu bekommen.
Gibt es eine
spezielle Message, die ihr durch eure Musik vermitteln wollt, bzw. siehst Du No
Fun At All auch als politische Band an?
Ich denke nicht, dass No
Fun At All eine ausgesprochen politische Band ist, wenn das so wäre, dann wären
die Texte ganz anders und ich bin ja derjenige, der die Texte schreibt. Es gibt
zwar einige Songs, die eine deutliche politische Aussage haben, wie z.B.
„Believers“, aber normalerweise versuche ich die Bedeutung der Songs ein
bisschen zwischen den Zeilen zu verstecken und nicht so offensichtlich
hervortreten zu lassen. Für mich persönlich hat jeder Song eine spezielle
Bedeutung, aber es kann natürlich sein, dass diese nicht immer von allen erkannt
wird.
Unterstützt
No Fun At All irgendwelche politische oder wohltätige
Organisationen?
Aktiv unterstützen wir keine spezielle Organisation,
wenn wir aber beispielsweise gefragt werden, ob wir einen Beitrag zu einem
Sampler abliefern wollen, dessen Erlös einer wohltätigen Organisation zu Gute
kommt, machen wir natürlich mit.
Habt ihr
eigentlich schon einmal ein Angebot von einem Major Label
gehabt?
Nein, bisher noch nicht.
Könntet ihr
euch vorstellen ein solches Angebot anzunehmen, falls ihr irgendwann eins
bekommen solltet?
Die Frage kann ich so nicht beantworten. Wenn uns
ein Major Label einen Vertrag anbieten würde, dann müssten wir den natürlich
sehr genau unter die Lupe nehmen und dann entscheiden, ob die Sache es wert ist
oder nicht. Unser Vertrag mit Burning Heart Records läuft jetzt übrigens aus,
von daher haben wir schon die Möglichkeit, uns ein wenig umzusehen. In den
letzten Jahren hatten wir mit unserem Label allerdings keinerlei Probleme, somit
gab es bisher auch keinen Grund nach einem anderen Label zu schauen. Ich weiß
aber wirklich nicht was ich tun würde, wenn uns ein Major Label eine Menge Geld
anbieten würde. Ich glaube, ich würde auf jeden Fall darüber nachdenken, denn
die letzten Jahre waren nicht immer einfach für uns. Manchmal konnten wir allein
durch unsere Musik kaum genug Geld verdienen, um unsere Rechnungen zu bezahlen.
Bevor ich bei No Fun At All angefangen habe, habe ich als Elektriker gearbeitet
und ich habe eigentlich ganz gut verdient. Es war für mich schon eine gewaltige
Umstellung plötzlich wieder auf einem Level zu sein, wo man sich so gut wie gar
nichts leisten kann. Es wäre auf jeden Fall eine äußerst schwierige
Entscheidung.
Hattet ihr
bei Burning Heart bisher absolute künstlerische Freiheit, oder hatten die Leute
vom Label ein Mitspracherecht, was eure Songs betrifft?
Bisher hatten
wir wirklich alle Freiheiten bei Burning Heart. Ich hoffe, dass das auch so
bleibt, falls wir bei Burning Heart bleiben, denn ich glaube sie mögen „State Of
Flow“ nicht besonders.
Einige Fans haben uns vorgeworfen, dass „State Of
Flow“ zu kommerziell wäre, das ist ein Vorwurf, den ich absolut nicht verstehen
kann. Wenn wir ein kommerzielles Album gewollt hätten, dann hätten wir eines
gemacht, das so ähnlich wie das neue Blink 182 Album ist. Ich finde „State Of
Flow“ ist das anspruchsvollste Album, das wir je gemacht haben, man muss es sich
einige Male anhören bis man es wirklich verstanden hat, denn es ist nicht so
direkt wie unsere anderen Alben. Der Boss von Burning Heart würde es sicher
gerne sehen, wenn wir eine kommerziellere Schiene einschlagen würden, denn das
neue Millencolin Album verkauft sich ausgesprochen gut. Ich finde dieses Album
um einiges besser als das neue Blink 182 Album, aber es geht auch in die
Richtung des kommerzielleren Punkrocks.
Gibt es auch
eine gewisse Rivalität zwischen den verschiedenen Bands bei Burning Heart bzw.
zwischen Millencolin und euch?
Eigentlich nicht.
Millencolin ist die erfolgreichste Band bei Burning Heart, und wir sind die
zweiterfolgreichste. Am Anfang haben wir sie vielleicht ein bisschen als Rivalen
angesehen, denn ihnen wurden mehr Möglichkeiten geboten als uns, d.h. wir
mussten härter für unseren Erfolg arbeiten als sie. Heutzutage sehe ich sie aber
nicht mehr als Konkurrenten an, im Gegenteil, ich finde es wirklich gut, dass
ihre neue CD so gut läuft.
Glaubst Du,
dass der Erfolg von Millencolin sich positiv auf die schwedische Punkrockszene
auswirkt?
Ja, bestimmt. Ich finde es wie gesagt auch besser,
wenn sich die Leute das neue Millencolin Album kaufen als wenn sie das neue
Blink 182 Album kaufen. Millencolin macht einfach die bessere
Musik.
Unternimmst
Du in Deiner Freizeit gelegentlich etwas mit den anderen Bandmitgliedern, oder
kommt ihr nur zusammen, wenn es um die Band geht?
Eigentlich
unternehmen wir in unserer Freizeit nicht besonders viel zusammen. Ich denke
aber, dass das ganz normal ist, denn wenn man ständig miteinander auf Tour ist,
muss man seine Freizeit nicht unbedingt auch noch zusammen verbringen. Außerdem
wohnen wir nicht in derselben Stadt sondern relativ
verstreut.
Weißt Du
schon, was Du in der Zeit nach No Fun At All machen willst? Könntest Du Dir
vorstellen in der Musikindustrie tätig zu sein?
Darüber hab ich
mir ehrlich gesagt noch nicht viele Gedanken gemacht. Ich würde gerne etwas ganz
anderes machen, vielleicht ein Restaurant eröffnen (lacht). Ich glaube aber
nicht, dass ich in der Musikindustrie bleiben werde, denn dort muss man zu viele
Ärsche küssen. Nein, ich mag die Musikindustrie überhaupt
nicht.
Was für Musik
hörst Du Dir in Deiner Freizeit an, bzw. gehst Du manchmal noch auf
Punkrockshows?
In meiner Freizeit höre ich zum größten Teil ganz
andere Musik. Ich bin z.B. ein großer Fan von Frank Zappa. Es gibt aber auch
einige Punkrockbands, die ich immer noch gerne höre, wie z.B. Supersuckers,
Zeke, Samiam oder die Dwarves. Wenn solche Bands in Schweden spielen gehe ich
auch zu ihren Shows.
Du hast
sicher auch von der Gerichtsverhandlung gegen Napster.com gehört. Was ist Deine
Meinung dazu?
Ich finde es wirklich lächerlich, dass diese Sache
so aufgeblasen wird. Ich persönlich mache mir wegen Napster.com oder irgendetwas
vergleichbarem überhaupt keine Sorgen. Es regt mich wirklich auf, dass Musiker
wie Metallica so ein Geschrei deswegen veranstalten. Früher haben die Leute sich
die CDs auf Kassetten aufgenommen, das ist auch illegal, aber keiner hat sich
darüber aufgeregt. Napster hat das Ganze vielleicht einfach zu auffällig gemacht
und jetzt haben sie den Ärger am Hals.
Du glaubst
also nicht, dass die Musikindustrie wegen Anbietern wie Napster deutliche
Umsatzeinbssen erleidet?
Absolut nicht. Schau Dir
doch die weltweiten Verkaufszahlen von CDs an. Ich sehe die Sache wirklich nicht
als Problem.
Gibt es eine
besonders lustige Sache, die euch einmal während einer Tour passiert
ist?
Hmm, es kommt eigentlich eher selten vor, dass etwas
wirklich lustiges passiert. Mir sind zumindest eher die Pannen und Missgeschicke
in Erinnerung geblieben. Diese Tour z.B. war bisher total verrückt. Es hat damit
angefangen, dass wir beschlossen haben in einem Campingbus zu touren um Geld zu
sparen. Wir haben den Mann bei der Autovermietung angelogen und behauptet, wir
wollten für vier Wochen nach Spanien in Urlaub fahren (lacht). Am Anfang lief
dann auch alles ganz gut. Wir haben einige Shows in Schweden und Deutschland
gespielt, dann sind wir nach Holland gefahren. Dort ist uns an einem
Freitagabend der Campingbus kaputt gegangen. Man hat uns gesagt, dass der Bus
nicht vor Montag repariert werden könnte und es gab auch keine Möglichkeit auf
die Schnelle einen anderen Bus zu mieten. Am nächsten Abend sollten wir in
Belgien spielen, also sind wir mit dem Zug dorthin gefahren. Wir haben lediglich
unsere Gitarren mitgenommen, die restliche Ausrüstung mussten wir uns von der
Vorband ausleihen. Das war wirklich Punkrock (lacht). Danach sollten wir zwei
Shows in England spielen, die wir allerdings absagen mussten, weil unser Bus
nicht rechtzeitig repariert werden konnte. Das war wirklich scheiße, denn wir
hatten die Karten für die Fähre bereits bezahlt. Als unser Bus endlich repariert
war, stand als nächstes Spanien auf dem Programm. Die Fahrt durch Frankreich war
allerdings äußerst schwierig, denn die Autobahnen waren zu einem großen Teil von
den Leuten, die gegen die hohen Benzinpreise protestiert haben, blockiert. Wir
mussten also oftmals auf Landstraßen ausweichen. Einmal mussten wir in
Frankreich sogar Benzin von einem holländischen Lastwagenfahrer abkaufen, weil
es an den Tankstellen keines mehr gab. Es war wirklich alles ziemlich verrückt,
aber letztendlich haben wir es doch irgendwie geschafft nach Spanien zu
kommen.
Das war meine letzte Frage. Vielen Dank für das Gespräch und viel Glück für die Show.
Jochen Nawrotzki für www.brokensilence.de