No Fun At All - Interview

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interview IV

Interview vom 22.09.2000 mit Ingemar Jansson, Sänger von No Fun At All


Wie immer die Eröffnungsfrage: Was hältst du vom Internet?

(Schmunzelt) Ich denke das Internet ist......nein! könnte eine sehr interessante Sache sein, aber es gibt doch sehr viele negative Aspekte........wie zum Beispiel die ganzen Internet Firmen welche momentan überall entstehen. Das Internet auf einem "Underground Level" ist sehr interessant und sicher auch nützlich. Man kann sich zu speziellen Themen informieren, Gedanken austauschen oder Meinungen und Ansichten verbreiten - was natürlich gut und schlecht sein kann. Was ich jedoch gar nicht mag, ist der kommerzielle Aspekt des ganzen - das mag ich überhaupt nicht.

Was hältst du eigentlich von der ganzen Napster Thematik welche im Moment sehr aktuell ist. Fühlst du als Musiker dich um irgend etwas betrogen?

Nein überhaupt nicht. Ich weiss eigentlich gar nicht was der ganze Rummel um Napster soll. Ich verstehe ebensowenig wieso sich die grossen Musikacts beklagen, sie verkaufen immer mehr CD's und beklagen sich über etwas das einen wirklich minimalen Teil ihres Einkommens betrifft. Irgendwie erinnert mich das Ganze an die 70er Jahre, als die Plattenlabels besorgt waren wegen der Musikkassetten. Damals hatten sie das Gefühl, dass sie keine LP's mehr verkaufen würden weil die Leute plötzlich selber Musik auf Kassetten überspielen konnten. Es hat sich ja nun herausgestellt, dass sich dies absolut nicht bewahrheiten sollte. Nein! Ich habe kein Problem mit Napster. Ich sehe das eigentlich mehr als zusätzliche Promotion an.

OK, sprechen wir ein bisschen über die Band. Ihr habt 1997 eurer letztes Album veröffentlicht. 3 Jahre später kommt ihr nun mit einem neuen Line-up und einem neuen Album (State of Flow) welches komplett anders ist als die Vorgänger. Was ist in diesen 3 Jahren passiert?

Ich weiss nicht. Wir hatten in der Vergangenheit sehr viel getourt und plötzlich wurden wir müde in einer Band zu spielen und da merkten wir, dass wir entweder aufhören oder mindestens etwas total ändern müssen um wieder Freude an unserer Musik zu haben. Wir hatten zu dieser Zeit keinen Spass mehr bei der ganzen Sache und dachten ernsthaft daran die Band aufzulösen. Es war eigentlich sogar schon entschieden, dass wir diesen Schritt machen würden. Wir machten darauf eine Pause und plötzlich setzte auch der Fun wieder ein. Wir hatten darauf einige musikalische Differenzen mit unserem Bassisten, aus diesem Grund ersetzten wir ihn durch den vorherigen Gitarristen und fanden darauf einen neuen Gitarristen - und so sind wir wieder da.

Was ist der Grund warum euer neues Album so viel langsamer und softer ausgefallen ist als die Vorgänger? Spielt hier auch der momentane Erfolg von Bands wie Blink 182, Goldfinger oder anderen Pop-Punk Bands eine Rolle?

Mein Gott, Nein! Das hatten wir sicherlich nie im Sinn. Ich denke auch, dass wenn wir "State of Flow" zu einem Blink182 Verschnitt hätten machen wollen, dann wäre das Album sicherlich nicht so herausgekommen wie es ist. "State of Flow" tönt sicherlich nicht kommerziell!! Der Grund dafür, dass die Songs etwas weicher daherkommen ist, weil wir etwas anderes machen wollten und unsere Stücke nicht schon von Beginn weg in eine gewisse Richtung rücken wollten. Man kann aus einem Song auch viel mehr machen, wenn man ihn nicht schon von Anfang an sehr schnell spielt, so wie wir das bisher gemacht haben.

Du gehst sicherlich mit mir einig, dass auch im Bereich Hardcore / Punkrock alles immer kommerzieller wird. Bands wie H2O zum Beispiel haben plötzlich Major Deals und werden sicher auch dementsprechend Hits liefern müssen. Siehst du diese Tendenz eher positiv oder denkst du, dass daran die Szene einmal zerbrechen wird?

Aber diese Tendenz ist nicht neu. Das geht schon Jahre so. Bands wie Face to Face oder Samiam hatten bereits vor Jahren einen Major Deal in den Staaten. Offspring hatten vor fünf oder sechs Jahren bereits wahnsinnigen kommerziellen Erfolg. Ich denke diese Tendenz gab es schon immer. Es ist eher so, dass die ehemaligen Underground Labels immer grösser und auch erfolgreicher wurden und damit natürlich auch die Bands die dort unter Vertrag sind.

Können genau diese Underground Labels von damals den ehemals familiären Umgang mit den Bands behalten? Je grösser das Label ist umso grösser ist auch der Druck erfolgreich zu sein. Das Business hält Einzug.

Das ist sicherlich so - leider ist das so. Wenn man diese Entwicklung aber nicht will, muss man sich dafür entscheiden nicht zu wachsen und das würde ja auch heissen, seine Bands nicht optimal zu fördern, damit diese nicht zu viele Platten verkaufen. Man müsste sich dafür entscheiden ein Einmannbetrieb zu bleiben. Natürlich kann man es immer noch auf dem "Punkrock way" durchziehen und seine Alben praktisch nur mit Mund-zu-Mund Propaganda verkaufen, in dem Fall braucht es jedoch die richtigen Kontakte und vor allem auch sehr viel Glück. Es ist halt auch im Punkrock so, wenn man von seiner Musik leben will, muss man damit Geld verdienen. Also ich habe die Antwort auf deine Frage auch nicht. Ich weiss nicht ob das eine gute Sache ist oder nicht.

OK, wenn ich euch hier so ansehe, schätze ich, dass ihr so ungefähr 10 bis 15 Jahre älter seid als der Grossteil der Kidz an eurem Konzert. Glaubst du, dass ihr euch auf dem gleichen "Level" befindet wie euer Publikum. Verstehst du die Kidz von heute noch?

Nein, auf dem gleichen "Level" bin ich schon nicht mehr. Ich sehe jedoch kein Problem darin, weil das keine Rolle mehr spielt sobald du auf der Bühne stehst. Den Unterschied merkt man erst, wenn man mit den Leuten persönlich spricht - da kann es dann doch ziemlich komische Situationen geben, weil wir halt ganz andere Ansichten haben als unsere "jungen" Fans.

Also, dann kommen wir noch zu unseren beiden Abschlussfragen. Welches ist dein absolutes Lieblingsalbum und welches Album würdest du nie im Leben wieder kaufen?
Oje, das wird ziemlich schwierig! Mein Lieblingsalbum - wenigstens im Moment ist es das erste Ecstasy Album "White Music". Hmm das Album das ich nie mehr kaufen würde - ist glaube ich das letzte Korn Album......nein warte, oh shit wie hiess die Band nochmal. Hmm, ah ja! Extreme und das Album hiess "Get the Funk out". Ich dachte das Album wäre wirklich gut, als ich es aber zuhause hörte - mein Gott war das schlecht! Ja, das würde ich nie mehr kaufen. Seit diesem Fehlgriff höre ich mir auch immer alles an, bevor ich es kaufe.

OK Ingemar! Besten Dank für das Interview und viel Glück für die Show heute abend und den Rest der Tour.


sigi für www.pitfire.net