home | pennywise | millencolin | nofx | die aerzte | bad religion | blink 182 | no fun at all | no use for a name |
Interview vom 10.12.1999 mit Matt Riddle (Bass) und Tony Sly (Vocals, Guitar) |
SD:
Was bedeutet Euch das Internet?
Matt: Es ist grossartig! Gerade e-mail bietet riesige Möglichkeiten in
der Kommunikation. Ich kann zum Beispiel mit meiner Freundin während
unserer Tour in Kontakt bleiben und es ist bei weitem die günstigste
Variante, im Gegensatz zu Telefon oder Briefen. Aber zum
"surfen" an sich haben wir nicht viel Zeit, wir haben ja keinen
Anschluss in unserem Bus und müssen immer irgendwo in ein Internet-Café
gehen oder uns ein Hotel suchen mit Anschluss...
SD: Nun aber zu Eurer Musik. Wie würdet Ihr die Unterschiede zwischen
Eurem letzten Album und dem aktuellen Longplayer (More Betterness?
beschreiben?
Matt: "Making Friends" war ein eher düsteres Album. Wir hatten
damals im Studio eine schwierige Zeit, manchmal wären Chris und ich uns
am liebsten an die Kehle gesprungen. Bei den Aufnahmen zu "More
Betterness" dagegen lief alles wie von alleine. Wir hatten viele
gemeinsame Ideen, waren realxter und lockerer. Für mich persönlich
stimmt auf dem neuen Album alles zusammen. Auch mein Bass hat darauf den
idealen Ton, ich war Eins mit ihm. "More Betterness" ist das
beste Album, bei dem ich je mitgespielt habe und das würde ich auch
sagen, wenn es sich überhaupt nicht gut verkaufen würde!
SD: Ihr seid melodischer geworden, ruhiger, vielleicht auch
professioneller und kommerzieller. Wie hat sich das neue Album entwickelt?
Matt: Das letzte Album ("Making Friends") war sehr schnell, fast
zu schnell. Wir waren bei den Aufnahmen zur neuen CD ruhiger, versöhnlicher.
Es ist uns wichtig, dass wir unseren eigenen Style in der Musik
wiedergeben. Und der war diesmal ruhiger, ich würde sagen positiver.
Tony: "More Betterness" ist eine Momentaufnahme. Auf der CD ist
jener Sound, den wir jetzt spielen wollen. Und der kann sich natürlich
weiter ändern. Musik und der Stil der Band sind zeitliche Phasen. Diesmal
sind es melodische Stücke, die wir spielen, es könnte aber auch sein,
dass das nächste Album härter wird, vielleicht bis hin zu Hardcore.
SD: Seid Ihr auch kommerzieller geworden? Nehmen wir z.B. das CD-Booklet.
Da sind doch einige Unterschiede an Professionalität und Qualität, auch
Style, auszumachen.
Matt: Schaut euch das "Making Friends"-Cover an: Es ist düster,
depressiv. Ebenso die CD, in schwarz und rot, darauf erkennst du nichts.
Doch der selbe Mann, Winni, hat das Layout dafür gemacht. Morgens um
3.... Ich war mit dem "Making Friends"-Cover nicht so glücklich,
das von "More Betterness" finde ich hingegen super! Es ist viel
heller, positiver, ebenso wie die Musik. It's my favourite! In unserem
ersten Video "Why doesn't anybody like me" spielt übrigens mein
Hund Miles mit (lacht).
SD: Ihr gehört zu den bekannten Namen in der Szene. Wann hat No Use
angefangen?
Tony: Das ist jetzt 12 Jahre her. Rory und ich sind seit Beginn mit dabei.
SD: Wie hast Du angefangen, Matt? Und wie bist Du zu No Use gestossen?
Matt: Vor 12 Jahren habe ich mit Bass spielen begonnen. Ich spielte in
verschiedenen Bands und kam über "Face to Face" vor fünf
Jahren zu NUFAN.
SD: Wie steht es mit dem Geld? Könnt Ihr gut von der Musik leben? Oder
seid Ihr mittlerweile sogar reich?
Tony: Nein, nicht wirklich reich. Ich finde auch nichts Schlechtes daran,
Geld zu verdienen, reich zu sein. Man sollte sich treu bleiben, das ist
das Wichtigste.
Aber wir sind reich daran, dass wir viel sehen und erleben dürfen. Die
Sicht der Dinge verändert sich, wenn Du vieles auf der Welt siehst.
Matt: Es gab eine Zeit, da war ich ganz tief unten. Ich musste mich täglich
neu motivieren. Da hat sich auch keiner nach meinem Geld erkundigt. Ich
habe auch klein angefangen mit der Musik. Es spielt sich vieles im Kopf
ab, man muss einfach seinen Weg gehen. Nein, wir sind nicht reich. Wir
haben genügend Geld für ein Haus und ein anständiges Leben, aber reich
als solches sind wir nicht, finanziell. Hingegen sind wir reich in diesem
Sinne, dass wir das machen können was wir wollen und viel erleben. Ein
reiches Leben.
SD: Auch reich an Drogen?
Matt: Als ich mich vor einiger Zeit einmal an einem Konzert das Bein
verletzt hatte, hatte ich solche Schmerzen, dass ich mich vor allen
anderen Konzerten heillos betrank. (lacht) Aber sonst konsumiere ich keine
Drogen, weder Zigaretten noch Cannabis oder sonst was.
Tony: Früher habe ich einmal LSD konsumiert, unterdessen lebe aber auch
ich "drogenfrei". Grundsätzlich ist alles eine Frage der
Dosierung, ausser bei den harten Drogen wie Heroin oder Kokain. Da sollte
man von Anfang an die Finger davon lassen.
SD: Philosophieren wir doch ein wenig über Eure Texte: Sie sind
ausgesprochen wichtig in Eurem Sound, ernsthaft und kritisch. Sie
beschreiben oft zwischenmenschliche Dinge. Früher wart Ihr aber
politischer. Ich denke da z.B. an "51 days".
Matt: Da waren wir noch jünger... Es gibt viele Menschen, die unter der
Diktatur der Armut leben. Da liegt es nicht an uns, die Politik zu
besingen, wenn wir nicht wirklich diejenigen sind, die unter ihr leiden.
Tony: Wir sind aber auch noch politisch... auf dem neuen Album sind z.B.
"Pride" und "Saddest Song" zwei sehr politische Texte.
"51 days" aus dem "Leche con carne"-Album entstand,
weil ich über das Waco-Drama in der Zeitung las. Dieses Thema hat mich
sehr interessiert und bewegt. Die meisten Texte entstehen aus Momenten und
Geschehnissen, die mich beschäftigen. Der vierte Song auf "More
Betterness", "Lies can't pretend" gründet auf einem Brief,
den wir von einem Jungen bekommen haben. Er war am Ende, seine Freundin
hatte ihn verlassen, im Stich lassen. Der Song ist unsere Antwort darauf.
SD: Matt und Tony, vielen Dank für dieses Interview!
Chregi und Ari für
www.pitfire.net