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interview IV

Interview vom 10.12.1999 mit Matt Riddle (Bass) und Tony Sly (Vocals, Guitar)

SD: Was bedeutet Euch das Internet?

Matt: Es ist grossartig! Gerade e-mail bietet riesige Möglichkeiten in der Kommunikation. Ich kann zum Beispiel mit meiner Freundin während unserer Tour in Kontakt bleiben und es ist bei weitem die günstigste Variante, im Gegensatz zu Telefon oder Briefen. Aber zum "surfen" an sich haben wir nicht viel Zeit, wir haben ja keinen Anschluss in unserem Bus und müssen immer irgendwo in ein Internet-Café gehen oder uns ein Hotel suchen mit Anschluss...

SD: Nun aber zu Eurer Musik. Wie würdet Ihr die Unterschiede zwischen Eurem letzten Album und dem aktuellen Longplayer (More Betterness? beschreiben?

Matt: "Making Friends" war ein eher düsteres Album. Wir hatten damals im Studio eine schwierige Zeit, manchmal wären Chris und ich uns am liebsten an die Kehle gesprungen. Bei den Aufnahmen zu "More Betterness" dagegen lief alles wie von alleine. Wir hatten viele gemeinsame Ideen, waren realxter und lockerer. Für mich persönlich stimmt auf dem neuen Album alles zusammen. Auch mein Bass hat darauf den idealen Ton, ich war Eins mit ihm. "More Betterness" ist das beste Album, bei dem ich je mitgespielt habe und das würde ich auch sagen, wenn es sich überhaupt nicht gut verkaufen würde!

SD: Ihr seid melodischer geworden, ruhiger, vielleicht auch professioneller und kommerzieller. Wie hat sich das neue Album entwickelt?

Matt: Das letzte Album ("Making Friends") war sehr schnell, fast zu schnell. Wir waren bei den Aufnahmen zur neuen CD ruhiger, versöhnlicher. Es ist uns wichtig, dass wir unseren eigenen Style in der Musik wiedergeben. Und der war diesmal ruhiger, ich würde sagen positiver.

Tony: "More Betterness" ist eine Momentaufnahme. Auf der CD ist jener Sound, den wir jetzt spielen wollen. Und der kann sich natürlich weiter ändern. Musik und der Stil der Band sind zeitliche Phasen. Diesmal sind es melodische Stücke, die wir spielen, es könnte aber auch sein, dass das nächste Album härter wird, vielleicht bis hin zu Hardcore.

SD: Seid Ihr auch kommerzieller geworden? Nehmen wir z.B. das CD-Booklet. Da sind doch einige Unterschiede an Professionalität und Qualität, auch Style, auszumachen.

Matt: Schaut euch das "Making Friends"-Cover an: Es ist düster, depressiv. Ebenso die CD, in schwarz und rot, darauf erkennst du nichts. Doch der selbe Mann, Winni, hat das Layout dafür gemacht. Morgens um 3.... Ich war mit dem "Making Friends"-Cover nicht so glücklich, das von "More Betterness" finde ich hingegen super! Es ist viel heller, positiver, ebenso wie die Musik. It's my favourite! In unserem ersten Video "Why doesn't anybody like me" spielt übrigens mein Hund Miles mit (lacht).

SD: Ihr gehört zu den bekannten Namen in der Szene. Wann hat No Use angefangen?

Tony: Das ist jetzt 12 Jahre her. Rory und ich sind seit Beginn mit dabei.

SD: Wie hast Du angefangen, Matt? Und wie bist Du zu No Use gestossen?

Matt: Vor 12 Jahren habe ich mit Bass spielen begonnen. Ich spielte in verschiedenen Bands und kam über "Face to Face" vor fünf Jahren zu NUFAN.

SD: Wie steht es mit dem Geld? Könnt Ihr gut von der Musik leben? Oder seid Ihr mittlerweile sogar reich?

Tony: Nein, nicht wirklich reich. Ich finde auch nichts Schlechtes daran, Geld zu verdienen, reich zu sein. Man sollte sich treu bleiben, das ist das Wichtigste.
Aber wir sind reich daran, dass wir viel sehen und erleben dürfen. Die Sicht der Dinge verändert sich, wenn Du vieles auf der Welt siehst.

Matt: Es gab eine Zeit, da war ich ganz tief unten. Ich musste mich täglich neu motivieren. Da hat sich auch keiner nach meinem Geld erkundigt. Ich habe auch klein angefangen mit der Musik. Es spielt sich vieles im Kopf ab, man muss einfach seinen Weg gehen. Nein, wir sind nicht reich. Wir haben genügend Geld für ein Haus und ein anständiges Leben, aber reich als solches sind wir nicht, finanziell. Hingegen sind wir reich in diesem Sinne, dass wir das machen können was wir wollen und viel erleben. Ein reiches Leben.

SD: Auch reich an Drogen?

Matt: Als ich mich vor einiger Zeit einmal an einem Konzert das Bein verletzt hatte, hatte ich solche Schmerzen, dass ich mich vor allen anderen Konzerten heillos betrank. (lacht) Aber sonst konsumiere ich keine Drogen, weder Zigaretten noch Cannabis oder sonst was.

Tony: Früher habe ich einmal LSD konsumiert, unterdessen lebe aber auch ich "drogenfrei". Grundsätzlich ist alles eine Frage der Dosierung, ausser bei den harten Drogen wie Heroin oder Kokain. Da sollte man von Anfang an die Finger davon lassen.

SD: Philosophieren wir doch ein wenig über Eure Texte: Sie sind ausgesprochen wichtig in Eurem Sound, ernsthaft und kritisch. Sie beschreiben oft zwischenmenschliche Dinge. Früher wart Ihr aber politischer. Ich denke da z.B. an "51 days".

Matt: Da waren wir noch jünger... Es gibt viele Menschen, die unter der Diktatur der Armut leben. Da liegt es nicht an uns, die Politik zu besingen, wenn wir nicht wirklich diejenigen sind, die unter ihr leiden.

Tony: Wir sind aber auch noch politisch... auf dem neuen Album sind z.B. "Pride" und "Saddest Song" zwei sehr politische Texte. "51 days" aus dem "Leche con carne"-Album entstand, weil ich über das Waco-Drama in der Zeitung las. Dieses Thema hat mich sehr interessiert und bewegt. Die meisten Texte entstehen aus Momenten und Geschehnissen, die mich beschäftigen. Der vierte Song auf "More Betterness", "Lies can't pretend" gründet auf einem Brief, den wir von einem Jungen bekommen haben. Er war am Ende, seine Freundin hatte ihn verlassen, im Stich lassen. Der Song ist unsere Antwort darauf.

SD: Matt und Tony, vielen Dank für dieses Interview!


Chregi und Ari für
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